Diagnose von Impotenz

Der Weg zum Arzt fällt keinem Betroffenen leicht. Erklärungen zur Diagnostik sollen daher einen ersten Eindruck vermitteln, auf was der Betroffene sich einstellen kann.

Für die Diagnose sollte man genügend Zeit mitbringen, da die Untersuchungen sehr wichtig sind. Bei der Anamnese gilt es, die Krankengeschichte des Patienten zu erfassen. Wer ein gutes Vertrauen zu seiner Partnerin hat, sollte sie um Begleitung bitten, damit sie eventuelle Fragen mit klären kann. Ob das nötig ist, wird der Arzt entscheiden, aber so oder so ist eine Unterstützung durch die Partnerin wichtig. Denn dieses Problem beschäftigt letztlich zwei Menschen in einer Partnerschaft.

Zur bestmöglichen Bestimmung der Ursachen wurde nach WHO-Kriterien eine Basisdiagnostik bestimmt.

Anamnese

Die allgemeinen Fragen kennt man bereits aus normalen Arztbesuchen, sie umfassen üblicherweise die aktuellen Beschwerden, das soziale und familiäre Umfeld, den beruflichen Werdegang, Gewohnheiten, sowie eventuell auch Hobbys. Wichtig sind hierbei auch Informationen zu Vorerkrankungen, Unfällen, Operationen, Krankenhausaufenthalten, Narben, Fehlstellungen oder anderen Auffälligkeiten.

Sexualitätsbezogen

Als Betroffener wird man nicht umhin können bei diesem Gespräch peinliche Fragen zu beantworten. Am besten bereitet man sich hierauf gut vor. Bewusste Selbstreflektion kann bereits im Vorfeld helfen einige Dinge klar zu sehen und den Arzt bei der Diagnose zu unterstützen. Man sollte hier ehrlich zu sich selbst sein, es hilft niemandem wenn Fakten beschönigt oder verschleiert werden.

Folgende Fragen können gestellt werden:

  • Wie zuversichtlich sind Sie, eine Erektion zu bekommen und aufrecht erhalten zu können?
  • Wenn Sie bei sexueller Stimulation Erektionen hatten, wie oft waren diese hart genug, um in Ihre Partnerin einzudringen?
  • Wie oft waren Sie beim Geschlechtsverkehr in der Lage, Ihre Erektion aufrecht zu erhalten, nachdem Sie in Ihre Partnerin eingedrungen waren?
  • Wie schwierig war es, beim Geschlechtsverkehr Ihre Erektion bis zum Ende des Geschlechtsverkehrs aufrecht zu erhalten?
  • Wenn Sie versuchten, Geschlechtsverkehr zu haben, wie oft war er befriedigend für Sie?
  • Hatten Sie in letzter Zeit weniger Geschlechtsverkehr mit Ihrer Partnerin, weil Sie befürchteten keine Erektion zu erreichen oder aufrecht erhalten zu können?
  • Fiel es Ihnen im Vergleich vor 3-5 Jahren deutlich leichter, eine Erektion zu bekommen und/oder diese aufrecht zu erhalten?
  • Fühlen Sie sich vor dem Geschlechtsverkehr angespannt?
  • Haben Sie beim Masturbieren Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen / aufrecht zu erhalten?

Risikofaktoren

Sie setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Besonders wichtig ist die biografische Anamnese (Erbkrankheiten). Hinzu kommen Betrachtungen zu statistischen Annahmen von Risikogruppen. Alkohol- und Nikotinsucht können beispielsweise wichtige Anzeichen sein. Weitere klassische Risikofaktoren sind hoher Blutdruck, Übergewicht, psychischer Stress, sowie ein Mangel an Bewegung.

Begleitmedikation

Hier kommen Fragen nach Impfungen und aktueller Medikation. Auf diesen Teil sollte man sich vorbereiten und ggf. vor dem Besuch Notizen machen, damit eine genaue Diagnose möglich ist. Vor allem bei erektiler Dysfunktion können Nebenwirkungen von Arzneimitteln ursächlich sein.

Untersuchung

Die allgemeine Untersuchung umfasst in der Regel alle sichtbaren Bereiche, wie Kopf, Hals, Extremitäten, Haut, sowie solche Bereiche, die abgehört und ertastet werden, wie Herz, Wirbelsäule und Becken.

Neurologisch

Eine nervenärztliche Untersuchung ist wichtig, um neurogene oder psychogene Ursachen zu identifizieren, bzw. auszuschließen. Die erektile Dysfunktion ist ein häufiges Frühwarnzeichen von Störungen des Nervensystems und tritt auch als Nebenwirkung von Arzneimitteln der neurologischen Therapie auf.

Folgende Methoden gibt es für eine neurologische Untersuchung.

  • Reflexlatenzen (elektrische Stimulation am Anus oder Penis zur Bestimmung der Leitfähigkeit von Nerven – eventuelle Störungen können so erkannt werden)
  • Somatosensibel evozierte Potenziale (durch elektrischen Reiz werden Gefühlswahrnehmungen überprüft)
  • Motorisch evozierte Potentiale (Prüfung des zentralen motorischen Nervensystems mittels elektrischer Reize)
  • Sympathische Hautantwort
  • Beckenboden-EMG

Urologisch

Diese Untersuchung ist für viele sicherlich nicht allzu angenehm, allerdings sollte ein Besuch beim Urologen mit steigendem Alter regelmäßig zur Vorsorge gemacht werden. Der Arzt wird Penis und Hoden abtasten und bei Männern ab 50 Jahren auch eine manuelle Untersuchung des Darms vornehmen, da eine Vergrößerung der Prostata beispielsweise auch eine erektile Dysfunktion zur Folge haben kann.

Psychiatrisch / Psychologisch

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit so: „Gesundheit ist der Zustand des vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheiten oder Gebrechen.“ Zudem zeichnen sich innere Konflikte auch immer durch äußere Symptome ab, vor allem bei Menschen, denen es schwer fällt über Probleme und seelischen Ballast zu reden. Die psychiatrisch-psychologische Untersuchung dient dazu eine eventuell gestörte Sexualität zu erkennen. Unter Einbezug sozialer, partnerschaftlicher, psychischer und organischer Gesichtspunkte kann so ein einheitliches Bild erstellt werden.

Hier könnten daher folgende Fragen gestellt werden:

  • Wann begann die sexuelle Störung?
  • Gingen belastende Ereignisse im Leben voraus?
  • Ist die Störung konstant und / oder situationsabhängig?
  • Gibt es Unterscheide zwischen Partnerkontakt und Masturbation?
  • Welche körperlichen Risikofaktoren werden erfüllt?
  • Gibt es nächtliche und / oder morgendliche Erektionen?
  • Hat der Betroffene Ängste, die einen „Teufelskreis“ bilden können?
  • Leidet die Partnerschaft unter Problemen?
  • Fühlt der Betroffene Erwartungs- oder Leidensdruck?
  • Wie hoch ist der Erektionsgrad?

Laboruntersuchung

Bei einer Erektion laufen im Körper mehrere Prozesse zeitgleich ab, vom Nervensystem über die Organe bis hin zum Kopf. Alles wird aufeinander abgestimmt und wenn ein oder mehrere Teile den Dienst verweigern kann es zu einer sexuellen Störung kommen. Um das Problem zu isolieren sind daher eine Reihe von Untersuchungen und Tests notwendig, die nach Möglichkeit die meisten Bereiche abdecken.

Basisuntersuchung

In der allgemeinen Laboruntersuchung werden Blut und Urin auf eventuelle organische oder hormonelle Ursachen hin überprüft. Psychogene Ursachen können im Labortest nicht nachgewiesen werden, hierfür ist die psychiatrische Anamnese anwendbar.

Folgende Werte werden anhand von Blut- und Urinproben gemessen:

  • Testosteron
  • Nierenfunktion
  • Blutzucker
  • Prolaktin
  • Fettwerte

Spezifischere Tests

Diese Untersuchung sollte im Zustand völliger Entspannung und Gelassenheit geschehen. Angst könnte die Ergebnisse vor allem bei den Ultraschalluntersuchungen verfälschen, daher sollte man den Arzt am besten darauf hinweisen, damit er auf die Bedenken eingehen und Ängste nehmen kann.

SKIT

Schwellkörperinjektionstest. Hierbei werden gefäßerweiternde Substanzen in die Schwellkörper gespritzt. Anhand der Reaktion des Penis wird dann geprüft ob zum einen die Schwellkörperautoinjektionstherapie (SKAT) Erfolg hätte und zum Anderen ob eine organische Ursache in den Schwellkörpern zu suchen ist.

Doppler-Duplexsonographie

Durch Ultraschallmessungen kann der Blutfluss in den Gefäßen gemessen werden und lässt Rückschlüsse auf Gefäß- oder Organerkrankungen zu. Dazu wird ein Gel auf den Penis aufgetragen und mithilfe eines Schallkopfes werden Blutfließgeschwindigkeiten, Struktur der Gefäßwände und die Durchblutung des Penis untersucht.

Corpus-cavernosum- Elektromyografie (ccEMG)

Mittels Nadelelektroden, die am Penis angebracht werden, kann die elektrische Aktivität der glatten Schwellkörpermuskulatur bestimmt werden. Bei Veränderungen des EMG-Musters kann man so Schädigungen des Nervensystems erkennen.